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Facebook, die Börse und die Nutzer

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Was gab es über Monate für ein Trara, seitdem bekannt wurde, dass Facebook an die Börse wollte. Gerechnet wurde, gerätselt, orakelt – und man hat das Gefühl, dass ebendies so weiter geht. So wird zuerst von einer ernüchternden Bilanz des ersten Börsentags gesprochen (Handelsblatt), der erst noch mit der Panne der Nasdaq in Verbindung gebracht wurde (Handelsblatt). Heute jedoch wissen wir: Es hätte bereits am ersten Tag, an dem noch von Stützkäufen die Rede war, noch schlimmer kommen können, die Aktie fiel am heutigen 2. Börsentag innerhalb einer Stunde von 38 auf 33 $ – ein sattes Minus von 13% (u.a. Welt). Noch dazu bedroht eine Milliardenklage das Social Network (u.a. Zeit): Mehrere Nutzer haben eine Sammelklage wegen Verletzung der Privatsphäre eingereicht.

Natürlich ist es schwierig, eine Bewertung abzugeben. Einerseits ist Facebook, was die Werbung angeht, noch lange nicht da, wo es sein könnte, zu unaufgeregt und unscheinbar kommt die Werbung in der rechten Spalte daher. Mobil kommt diese noch gar nicht – ein Geschäftsfeld das nach neuen Prognosen (W&V) stetig steigt und bei Facebook bereits in der Pipeline ist (u.a. HAZ). Allerdings ist bei aktuellem Jahresgewinn von 1 Mrd. $ ein Wert von 100 Mrd. $ tatsächlich etwas übertrieben, selbst bei einem Sparbuch bekommt man meist eine höhere Rendite. Stellen sich 3 Fragen:

  1. Wie sehr wird der Gewinn von Facebook, auch bei gleichbleibendem Nutzerverhalten, steigen?
  2. Wird Facebook weiter wachsen, oder ist der Zenith überschritten?
  3. Was ist, wenn?

1. Geht man davon aus, dass immer mehr mobil auf Facebook zugegriffen wird (aber dafür auch immer wenig im Internet),  sehe ich nicht, dass sich der Gewinn durch Steigerung der mobilen Werbungmehr als vereineinhalbfachen sollte. Wichtiger wird wohl die weitere Ausdehnung Facebooks.

2. In vielen Ländern ist es kaum vorstellbar, dass der Boom weitergeht. Man berichtet von Facebook Müdigkeit, von zahlreichen Austritten, von schreitender Langeweile. Trotzdem kann man ja mal ein einfaches Rechenspiel machen. Nehmen wir Nordamerika, wo mittlerweile 50% der Bevölkerung bei Facebook gemeldet sind, was meines Erachtens kaum noch zu toppen ist. Die weltweite Marktdurchdringung liegt bei knapp 12 %, also etwa einem Viertel. Wenn wir nun ganz einfach rechnen, kann man also davon ausgehen, dass sich die Mitgliederzahlen noch vervierfachen werden, was sehr optimistisch gerechnet, eine Vervierfachung des Gewinnes bedeuten könnte. Sehr optimistisch, da beispielsweise in Ländern Afrikas, wo die Quote gerade noch sehr gering ist, sicherlich weniger Gewinn pro Mitglied gemacht werden kann wie in den bereits sehr aktiven Industriestaaten Europas und Nordamerikas.

Nimmt man aber mal Punkt 1 und 2 zusammen, könnte man von einer maximalen Versechsfachung des Gewinnes ausgehen, sprich: Maximal 6 Mrd. $. Gewinn. (4 * 1,5 * 1 Mrd. $ = 6 Mrd $)

3. Es gibt allerdings noch unangesprochene Themen, die die Entwicklung Facebooks deutlich beeinflussen können:

  • Eine Entwicklung wie sie MySpace vorgemacht hat, ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Zwar macht Zuckerberg derzeit alles richtig, wenn es um das Kopieren und Integrieren erfolgreicher anderer Ideen wie den geolocation Diensten geht, ob das aber immer so bleiben wird, kann wohl keiner prognostizieren.
  • Was ist mit Diaspora, dem offenen sozialen Netzwerk? Sollte dies eines Tages starten, könnte es, ausgehend von einer eher alternativen Ecke, zu einer echten Bedrohung werden. Auch von anderer Seite kann man sich Konkurrenz vorstellen, auch wenn Google+ erst mal gezeigt hat, dass dies nicht so einfach ist, wie gedacht.
  • Technische Entwicklungen der Zukunft sind natürlich auch denkbar. Warum Facebook haben, wenn man eines Tages direkt über das Handy Bescheid bekommt, wenn jemand seine Gedanken, Fotos oder Videos austauschen will. Als Login dient die Telefonnummer, Bescheid bekommt man über die Handynummern, die man im Smartphone gespeichert hat. Wäre denkbar, einfach und ohne Umweg Internet. Dies, um nur mal eine Möglichkeit darzustellen, was in der näheren Zukunft möglich sein könnte.
  • Apple ist ja auch immer für eine Überraschung gut…
  • Die bestehenden oder andere Klagen könnten Erfolg haben und gleich mal den Gewinn mehrerer Jahre kosten.

Zusammenfassend lautet meine Einschätzung daher: Facebook könnte bis zu 8 % (sehr optimistisch gerechnet) Dividende bringen, dies allerdings erst in ein paar Jahren und auch nur, wenn nicht diverse Klagen zu hohen Kosten führen und kein Konkurrent aus dem Marktführer ein zweites MySpace oder Yahoo macht.

So, nun habe auch ich genug orakelt bzw. analysiert und dabei hoffentlich, wie es sich für ein gutes Orakel gehört, alles offen gelassen…

 

Und noch ein rechtlicher Hinweis: Dies soll keine Empfehlung für oder gegen den Kauf der Facebook Aktien sein, vielmehr eine private Abschätzung desselben.

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